More than Honey (2012)

„More than Honey“ – Wenn die Bienen sterben, stirbt auch der Mensch

In seinem eindrucksvollen Dokumentarfilm „More than Honey“ (2012) geht der Schweizer Regisseur Markus Imhoof der weltweiten Krise des Bienensterbens auf den Grund. Persönlich motiviert – sein Großvater war Imker – begibt sich Imhoof auf eine globale Spurensuche nach den Ursachen dieses alarmierenden Phänomens, das nicht nur Imker, sondern die gesamte Landwirtschaft und Menschheit betrifft.

Der Film führt die Zuschauer an verschiedene Orte der Welt, um unterschiedliche Perspektiven und Praktiken der Bienenhaltung zu zeigen. In der Schweiz beginnt die Reise mit der traditionellen Imkerei seines Großvaters. Von dort aus geht es weiter in die USA, wo Bienen im großen Stil zur Bestäubung von Monokulturen eingesetzt und unter hohem Stress von Farm zu Farm transportiert werden. Die industrielle Landwirtschaft wird hier als ein zentraler Faktor für das Bienensterben sichtbar.

In China zeigt der Film ein besonders drastisches Bild: In einigen Regionen gibt es keine Bienen mehr – die Blüten von Obstbäumen müssen von Menschen per Hand bestäubt werden. Diese Szenen machen deutlich, wie weitreichend die Folgen des Bienensterbens sein können, wenn natürliche Bestäuber fehlen.

Ein weiteres Kapitel spielt in Australien – bisher verschont vom Bienensterben – wo Forscher und Züchter versuchen, resistente Bienenrassen zu erhalten und ein genetisches Erbe der Honigbiene für die Zukunft zu bewahren. Der Film verweist hier auf die Möglichkeit einer biologischen Arche für die Rettung der Art.

Neben den globalen Schauplätzen kommen auch Wissenschaftler wie der Hirnforscher Randolf Menzel zu Wort, die über das komplexe Verhalten der Bienen und die Auswirkungen von Pestiziden, Antibiotika, Zuchtpraktiken und Parasiten wie der Varroamilbe aufklären. Diese Mischung aus Wissenschaft, persönlichem Zugang und großartiger Kameraarbeit ergibt ein eindrucksvolles Gesamtbild.

Besonders hervorzuheben sind die spektakulären Nah- und Makroaufnahmen aus dem Inneren des Bienenstocks, die das faszinierende Sozialverhalten der Tiere sichtbar machen. Sie zeigen die Bienen nicht nur als Nutztiere, sondern als hochkomplexe Lebewesen mit eigenem Kommunikationssystem und Aufgabenverteilung.

Fazit:
„More than Honey“ ist mehr als eine Dokumentation über Bienen – es ist ein Appell an den verantwortungsvollen Umgang mit der Natur. Der Film macht deutlich: Das Bienensterben ist ein Symptom eines größeren ökologischen Ungleichgewichts. Wenn die Bienen verschwinden, sind auch unsere Ernährungssicherheit und die biologische Vielfalt in Gefahr.

Tagebuch einer Biene (2021)

Ein sehr eindrücklicher Film über Bienen, erzählt an einer Winter- und einer von ihr vom Ei an begleiteten Sommerbiene. Dieser Film besticht durch wunderschöne Makroaufnahmen aus dem Bienenstock, vom Flugloch (auch aus diesem nach draußen) sowie beeindruckenden computeranimierten Bildern.

Das das Bienenleben kein Zuckerschlecken ist, wird immer wieder klar. Mal werden die Honigvorräte knapp, mal greifen Hornissen an. Auch Regentropfen sind eine Gefahr für die Bienen, wie plakativ gezeigt wird.

Auch wenn die Alpenlandschaft sehr schön als Kulisse ist, gerade im Laufe des Jahres vom schneereichen Winter über den Frühlich zum Sommer, haben es unsere Bienen in Berlin doch insofern besser, als dass sie meist deutlich näher am Stock geügend Tracht finden.

Insgesamt ist dies ein sehr ergreifender und lehrreicher Film, auch für Imkernde, auch wenn nicht alle Details zu 100% korrekt sind. Beispielsweise wird im Film gesagt, dass Winterbienen vor dem Frühling nie draußen waren. Dabei sind sie es aber, die im Herbst sammeln sowie ab und an einen Reinigungsflug benötigen. Desweiteren kommen im Film nur Arbeiterinnen und Königinnen vor, Drohnen oder Hochzeitsflug werden nicht gezeigt oder erwähnt. Auch das eine Sommerbiene in ihrem doch recht kurzen Leben von 6-8 Wochen erst Weidenblüten anfliegt (also im Vorfrühling), mit ihren Schwestern schwärmt und Hornissenangriffe erlebt (wohl im Sommer-Herbst), ist meines Erachtens unwahrscheinlich.

Fazit: Ein wunderbarer Film für Imkernde und Bieneninteressierte inkl. ihrer Kinder, trotz ein paar inhaltlicher Freiheiten.

Eric Bullinger - 17.10.2021

© Brian McClatchy